F A C H A R B E I T

Abiturjahrgang 2003

Michael Koepsel


Die Geschichte der christlichen Gemeinde Uckerath

Untersuchung und Darstellung der Beziehung der lokalen, evangelischen und katholischen Heimatgemeinden



  1. Einleitung

  2. Hauptteil
    2.1 Die katholische Gemeinde
    2.1.1 Die erste Erwähnung
    2.1.2 Anfänge der Besiedelung
    2.1.3 Die katholische Kirche Uckerath als Gebäude
    2.2 Die evangelische Gemeinde Uckerath
    2.2.1 Reformation und Gegenreformation in Uckerath
    2.2.2 300 Jahre "Kirchentechnischer Leerlauf"
    2.2.3 Auswirkungen des 2. Weltkrieges
    2.2.4 Das neue Gemeindezentrum
    2.2.5 Die ev. Gemeinde wird selbstständig

  3. Schlussteil
    Eigene Stellungnahme zum Verhältnis der beiden Gemeinden


1 Einleitung

Als mir bekannt wurde, dass ich meine Facharbeit im Fach evangelische Religion schreiben musste, war mir eigentlich sofort klar dass es bei dieser Facharbeit um die evangelische Kirchengemeinde Uckerath gehen musste. Denn dort war ich seit einiger Zeit ehrenamtlich in den verschiedensten Bereichen (Konfirmandenarbeit, Büroorganisation ...) und auf Vertretungsbasis (musikalische Ausbildung) angestellt. Meine Themenwahl zur Facharbeit geschah also auch aus eigenem Interesse, da ich zwar in der Gemeinde engagiert war, diese aber erst seit 1996, als ich noch selber in den Konfirmandenunterricht ging, kannte. Über die Geschichte der Gemeinde war mir nur wenig, und wenn nur mündliches bekannt.

So kam ich auf die Idee, die Geschichte einmal näher in Augenschein zu nehmen und auf eigene Hand zu recherchieren. Hierbei erhielt ich seitens der evangelischen Gemeinde auch sehr viel Unterstützung bezüglich Informationen wo man suchen könne. Für diese Unterstützung möchte ich mich auch an dieser Stelle bei der gesamten Gemeinde bedanken.

Doch trotz all dieser Hilfe war es sehr schwer, Informationen zu beschaffen da es grundsätzlich nur wenige über diese Zeit gibt. Ein großer Teil liegt im Staatsarchiv Düsseldorf, da der bergische Herzog zu dieser Zeit die Kollationsrechte an der Uckerather Pfarrkirche besaß.

Die Quellen beim historischen Archiv des Erzbistums Köln setzten fast ausschließlich erst ab dem 17. Jahrhundert ein.

Eine große Hilfe war mir hier Herr Wolf, der mir half mich im Archiv der evangelischen Gemeinde zurechtzufinden.

Die letzte Schwierigkeit bestand darin, dass nicht nur die Geschichte Uckerath's zu betrachten war, da diese sehr eng mit der Geschichte von z.B. Eitorf, Herchen, Oberpleis, Hennef, Geistingen und Bödingen verknüpft ist.



2 Hauptteil

2.1 Die katholische Gemeinde


2.1.1 Die erste Erwähnung

Die erste beweisbare schriftliche Erwähnung einer Kirchengemeinde Uckerath stammt aus dem Jahre 1131. Da es damals schon eine Kirche in Uckerath gab, muss der Ort selber noch älter sein.

Es gibt eine Urkunde aus dem Jahre 948 die eine Siedlung beschreibt, die rein geographisch auf Uckerath zutreffen könnte. Die Urkunde besagt, dass dieses bis dahin nicht zu einem Kirchenspiel gehörende Gebiet der Gemeinde Oberpleis von nun an von all den neu gerodeten Äckern seinen Kirchenzehnt abzuliefern hat. Die neue Novalzehntgrenze verläuft nun "(von den Quellen des Blankenbachs) sursum in Wellesberg et exinde in Sundunberg usque in Hanapham et sicut fluit Hanapha usque in Boletrbiechi gespringun." Das heißt von den Quellen des Blankenbachs über (den) Wellesberg über den Eudenberg zum Hanfbach und wohin der Hanfbach fließt bis zu der Quelle des Boletrebiechi.

Diese Beschreibung passt auf das Gebiet des heutigen Uckerath's, wobei die Begriffe "Wellesberg, Eudenberg und Hanfbach noch heute benutzt werden und als geographische Eingrenzung des Gebietes Uckerath schon genügen würden.

1131 wird der Ort Uckerath in einer päpstlichen Urkunde des Papstes Innozenz II. das erste mal schriftlich als Kirchengemeinde erwähnt.

In der Urkunde geht es darum, dass den "Brüdern der Bonner Kirche (Bunnensis ecclesie fratribus) bestimmte Besitztümer überschrieben werden. Es folgt eine Auflistung von Höfen und Kirchen in der Umgebung um Bonn. Einer der Einträge verweist auf Uckerath: "eclessiam Okenrode cum tota decima (Die Kirche Uckerath's mit dem ganzen Zehnt)"


2.1.2 Anfänge der Besiedlung

Im Laufe der Zeit hat Sich der Name des Dorfes in Uckerath gewandelt. Da ein Städtename manchmal viel über die Gründungsumstände aussagen kann ist hier eine Auflistung der verschiedenen Namen und Schreibweisen Uckerath's in der historischen Literatur:


1131 Okenrode

1166 Okerode

1181 Ocherode

1212 Okerode

1248 Okerode

1307 Ocerode

1314 Oykerode

1357 Oykeroyde

1398 Hueckeroide

1432 Oykererodt

1460 Ockeroit

1487 Oykenrode

1543 Oeckrot

1566 Uckeraedt

1610 Uckeraidt

1745 Uckerath


Der Name kann in zwei Teile aufgegliedert werden. Das Hauptwort dürfte wohl der Stamm -rath bilden. Dies bedeutet Rodung und kommt im deutschen Sprachgebrauch in vielerlei Art und Weise auf, wie zum Beispiel -rod, -reut, -ried, -richt. Diese Endungen sind noch heute in vielen Städtenamen nachweisbar. Vor diesem Wortteil steht meist ein Wortteil der die Umstände der Rodung näher beschreibt. In Fall Uckerath?s weist der vordere Ortsteil auf eine Person Namens "Ucco" hin. Uckerath bedeutet also soviel wie "die Rodung des Ucco".

Somit würde auch die Gründung Uckerath's in die große Rodeperiode des Mittelalters zwischen 1000 und 1300 passen.

Es ist anzunehmen, dass Uckerath von Geistingen aus besiedelt worden ist, dass schon um das 6. Jahrhundert nach Christus besiedelt gewesen sein muss. Das Gebiet der Unteren Sieg war schon um 500 besiedelt. Von dort aus ging die Besiedelung über Geistingen ( 6. - 9. Jahrhundert) vom Rhein aus weiter in das gebirgige Innere und erreichte schließlich um 900 Uckerath. Die treibende Kraft hierfür scheint, wie der Name Uckerath's schon darlegte, die Rodung des Westerwaldes gewesen zu sein.


2.1.3 Die katholische Kirche als Gebäude

Bereits 1131 Gab es in Uckerath eine Kirche. Diese wurde aber schon 1160 durch einen Neubau ersetzt. 1898 wurde das dreischiffige Hauptgebäude dieser Kirche abgerissen, alles was blieb war der Turm der alten Kirche. Das Untergeschoss des Turms wurde mit Fenstern versehen und zu einer Trauerkapelle umgebaut. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde sie als Kriegergedächtniskapelle hergerichtet.

Am 05.10.1968 stürzte das Wahrzeichen Uckeraht's ein. Obwohl er im Wappen Uckerath's die tragende Rolle spielt und von den Einwohnern ins Herz geschlossen worden war wurde er nie wieder aufgebaut.

Die neue Kirche, eine dreischiffige neuromanische Basilika mit einem Querschiff und eingebautem Westturm wurde an 30.10.1892 eingesegnet.

Der zweite Weltkrieg fügte der Kirche schwere Schäden zu. Fast drei Wochen lang lag Uckerath im März 1945 unter Beschuss. Am 11. März schlugen mehrere Granaten in das Langhaus ein, am 19. März wurde der obere Teil des Turmes weggerissen. Weitere Einschläge trafen am 23. März das linke Seitenschiff. Ein Brand vernichtete den Dachstuhl, die Orgelbühne mit der Orgel und eine Reihe von Kirchbänken. Nach Kriegende fand der Gottesdienst vorübergehend in der Näherei Schellberg statt. Die Bevölkerung machte sich aber sogleich an die Herrichtung der Kirche. Bald schon wurde der Gottesdienst wieder in den notdürftig geräumten Ruinen abgehalten.

1946 erhielt das Schiff ein Dach. Die gröbsten Schäden am Mauerwerk wurden behoben. Bis 1952 erfolgte eine gründliche Instandsetzung, in derem Verlauf der Turm teilweise abgetragen und mit einem neuen Helm versehen wurde. 1959 erhielt die Kirche zwei neue Glocken, 1978 eine Kirchtumsuhr und eine dritte Glocke. Die letzte wurde in der Glockengießerei Mark in Broscheid gegossen. Sie trägt ein Bild des Erzengels Michael und die Inschrift:


ST. MICHAEL DER GROSSE FÜRST STEHE EIN FÜR SEIN VOLK; BEGLEITE ES IM KAMPF DER WELT BIS HIN ZUM EWIGEN LICHT.


2.2 Die evangelische Gemeinde Uckerath


2.2.1 Reformation und Gegenreformation in Uckerath

Etwas über die Reformation in Uckerath zu sagen ist äußerst schwierig, da es nicht viele Quellen zu diesem Thema gibt und sich diese auch noch teilweise widersprechen. Wie in mehreren Quellen berichtet wird ist die Reformation in Uckerath auf einen gewissen Pfarrer Krupp zurückzuführen. Dieser soll am 5.5. 1573 vom Herzog für die Pfarrstelle in "Oeckrot" vorgeschlagen worden sein. Dort predigte er auch einige Jahre nach dem katholischen Glauben. Bis er (Angaben zum Zeitpunkt schwanken von "Ende des 16. Jahrhunderts" bis "1611") während einer Fronleichnamsprozession den feierlichen Anlass nutze um der Gemeinde zu erklären dass er von nun an nach der reformierten Weise predigen würde. Es wird vermutet, dass er die Prozession als Anlass nahm, sein Überwechseln als "göttlichen Willen" hinzustellen. Dass er wohl schon vorher mit diesem Gedanken gespielt haben muss wird klar wenn man sieht, dass der, kaum zum protestantischem Glauben übergetretene, Pfarrer Krupp kurz nach der Prozession und seinem Übertritt seine Haushälterin ehelichte und somit zur "Frau Pastorin" machte. Die Gemeinde nahm diese Veränderung wohlwollend hin. Jedenfalls gibt es keine Berichte darüber, das es gegen die Entscheidung des Pastors Protest gegeben haben soll. Nur die Mönche von Bödingen hatten etwas dagegen dass in dem Gebiet Herchen - Uckerath fast nur noch protestantisch gepredigt wurde. Und so machten sie sich auf, eine Gegenreformation zu starten. Durch viel zureden und unter Druck setzten muss es ihnen gelungen sein den Pfarrer Krupp wieder zum katholischen Glauben zu bewegen. Denn in mehreren Quellen heißt es entweder, dass Uckerath protestantisch war, aber wieder zum katholischen Glauben wechselte, oder auf Pfarrer Krupp bezogen dass er seinen Fehltritt bereut habe, seine Frau verlassen habe, viel Buße getan habe und schließlich katholisch gestorben sei. Die Gemeinde Uckerath nahm auch diesen Schritt ihres Pfarrers hin und besuchte von nun an wieder die katholische Messe. Nach dem Tod des Pfarrers Krupp (vielleicht um 1617) übernahmen die Mönche von Bödingen einstweilen die Kirche in

Uckerath. Dies war nicht nur in Uckerath der Fall. In Großteilen der reformierten Gemeinden fand eine Gegenreformation statt, die in

einigen Gegenden fast 100%tigen Erfolg hatte. Die Quellen berichten teilweise von grausamen Zerstörungen und Auslöschungen. Bergriffe wie "1623 wurden die Kirchen Uckerath und Blankenberg wiedergenommen" vermitteln gut den fast Kriegsähnlichen Zustand .Ein Beispiel hierfür erzählen sich die Uckerather noch heute, den sogenannten "Uckerather Kanzelmord". Die Geschichte passierte zu der Zeit, als die Mönche von Bödingen nach Pfarrer Krupps Tod die Kirche in Uckerath mit Gottesdiensten versorgte. An einem Feiertag, der nicht mehr überliefert ist, sollte zum Anlass des selbigen ein Festgottesdienst gehalten werden. Da die Mönche von Bödingen her kamen um in Uckerath zu predigen und die Verkehrssituation damals noch bei weitem nicht der heutigen entsprach, kam es schon einmal vor, dass sich der Prediger verspäten konnte. Dies war für die Gemeinde damals aber im Gegensatz zu einer heutigen kein Grund zur Ärgernis, da der Sonntag nur für den Gottesdienstbesuch freigehalten wurde und Arbeit oder der Gleichen sonntags nicht üblich war. Diese Gelegenheit nutzte ein protestantischer Wanderprediger aus Altenkirchen. Er bestieg, bevor der eigentliche Prediger die Kirche erreichte, die Kanzel und begann das neue Evangelium zu predigen. Die Gemeinde, die sich schon unter Pfarrer Krupp beiden Konfessionen gegenüber tolerant gezeigt hatte nahm dieses größtenteils hin. Als nun aber der Mönch zur Kirche in Uckerath kam, hörte er, dass dort schon jemand von der Kanzel herunter predigte. Er fragte ein paar Leute, wer das denn sei und diese klärten ihn darüber auf, dass dies ein Mann sei der nach der reformierten Weise predigte. Dies ließ den Mönch so wütend werden, dass er sich eine Axt und einige Männer die zu ihm standen organisierte, in die Kirche hereinstürmte, den protestantischen Prediger von der Kanzel zog und ihn in der Kirche buchstäblich in Stücke riss. Nach diesem Ereignis versuchte die nächste Zeit niemand mehr den protestantischen Glauben in der Öffentlichkeit zu vertreten, stattdessen aber ihn im Untergrund weiterleben zu lassen. Darum gab es in Uckerath auch keinen offiziellen protestantischen Pfarrer mehr.


2.2.2 300 Jahre "Kirchentechnischer Leerlauf"

Von 1624 bis 1945 schlief das Leben der evangelischen Gemeinde Uckerath fast ein. Die erste Zeit aus den oben genannten Gründen. So findet sich für den Zeitraum von 1624 bis 1730 kein Hinweis darauf, ob es evangelische Christen in Uckerath gab. Erst wieder ab 1730 werden Protestanten in Uckerath erwähnt. Die damalige "Gemeinde" bestand aber nur aus "2 akatholischen Familien" im Gegensatz zu 300 katholischen Familien. 1828 sind es 3000 Katholiken, 8 Juden und 1 Evangelischer, 1881 gibt es in Uckerath 10 evangelische Christen.

Doch eine evangelische Gemeinde Uckerath gab es zu diesem Zeitpunkt nicht, sondern nur ab 1887 eine evangelische Gemeinde Eitorf, die sich aus Eitorf, Blankenberg und Uckerath zusammensetzte. Uckerath spielte in diesem Dreierbund wohl eher eine untergeordnete Rolle, jedenfalls ist in den Unterlagen der Eitorfer Gemeinde kaum ein Eintrag Uckerath zu finden.

1900 gibt es einen Eintrag in einem Presbyteriumsprotokoll über die Einziehung von Begräbniskosten eines gewissen Herrn Riedel.

1903 heißt es dass 7.50 DM für einen Wagen nach Uckerath zu einer Taufe aus der Kirchenkasse bezahlt werden.

1930 heißt es dass die evangelischen Christen in Uckerath "ab und an" mit einem Gottesdienst versorgt werden.

Mehr Einträge lassen sich bis 1945 kaum finden, und auch diese zeigen die eher vernachlässigte Rolle Uckerath's. Aber die Menschen wussten sich zu helfen. So gibt es einen Zeitzeugenbericht eines Familienmitgliedes der Familie Kloß, die um 1940-1943 regelmäßig in ihrem Haus einen Privatgottesdienst veranstalteten. Dieser Gottesdienst scheint alle vier Wochen abgehalten worden zu sein. Anfangs kamen sechs bis sieben Gläubige aus der Region um Uckerath und aus Uckerath selber, später wurden es mehr als zehn Menschen im Alter zwischen 50 und 60. In den ersten Jahren kam der Pfarrer aus Eitorf, in den späteren Kriegsjahren hielt Herr Heinrich die Andacht manchmal sogar selber, weil der Pfarrer aus Eitorf nicht kommen konnte. Es wurden nicht nur normale Gottesdienste, sondern auch Eheschließungen und Taufen zelebriert.


2.2.3 Auswirkungen des 2. Weltkrieges

Nach dem Krieg änderte sich einiges in Uckerath. Der dem Krieg folgende Flüchtlingsstrom und die anschließende Vertreibungswelle aus dem Osten sorgten für ein ständiges Wachsen der Zahl evangelischer Christen in Uckerath. Später kam dazu, dass Uckerath zu einem beliebten Wohnort für Menschen wurde, die im Raum Köln-Bonn arbeiteten. Auch die Gemeinde Eitorf konnte sich dem nicht weiter verschließen, und so kam es, dass durch einen Beschluss vom 8.8.1947 Uckerath zum 2. Wahlbezirk der Gemeinde Eitorf wurde. Die Zahl der Presbyter in Eitorf wurde auf sechs erhöht, Uckerath erhielt ein Presbyterium mit vier Mitgliedern. Diese vier Mann traten das erste mal am 14.11.1948 zusammen und trafen zwei Beschlüsse, nämlich erstens den Bau eines eigenen Gemeindezentrums in Angriff zu nehmen, und zweitens mit den evangelischen Gemeinden Siegburg und Oberpleis über eine Neuregelung der Grenzverhältnisse zu verhandeln. Dies scheint der erste Versuch Uckerath?s zu sein, sich von Eitorf selbstständig zu machen.1950 umfasste die evangelische Gemeinde Uckerath bereits 530 Gemeindemitglieder, die ihren Gottesdienst jedoch immer noch in einer kleinen Kapelle des Uckerather Krankenhauses besuchen mussten. Das Bedürfnis nach einem eigenem Gemeindezentrum wurde immer größer. Es begannen Verhandlungen der Gemeinde Eitorf mit der Gemeinde Uckerath um ein geeignetes Baugrundstück. Nach einigem hin und her kamen die beiden Gemeinden zu keinem Ergebnis. Zwischendurch war die evangelische Gemeinde in den ehemaligen Gasthof Balg gezogen. Bis sich 1953 die Gelegenheit ergab den Gasthof Pütz, ein zweistöckiges Gebäude zu ersteigern. Das Gebäude beherbergte auch das damalige Kino, dessen Saal zur eigentlichen Kirche umgebaut wurde. Auf das Dach des Gebäudes kam ein kleiner Turm mit Glocken, damit das Gebäude auch von außen als Kirche zu erkennen war. Der eigentliche Kirchenraum fasste 300 Personen, und durch einen beweglichen Altar, der bei Bedarf hinter einem Vorhang verstaut werden konnte, konnten auch Feierlichkeiten mit mehr Gästen dort abgehalten werden. Außerdem wurde der ehemalige Ausschankraum umgebaut, sodass dort kulturelle Veranstaltungen stattfinden konnten. Weiterhin gab es noch einen eigenen Jugendraum und zwei Wohnungen, von denen eine vom Hausmeister bewohnt wurde. Eingeweiht wurde die Kirche 1954.


2.2.4 Das neue Gemeindezentrum

Im September 1987 wurde das alte Gemeindezentrum abgerissen. Nicht etwa weil es keinem mehr gefiel oder es zu klein geworden wäre, sondern da bei einer Bausubstanzuntersuchung entscheidende Mängel festgestellt wurden, die bis Dato niemandem aufgefallen waren. So stellten die Inspektoren z.B. fest, dass das zweistöckige Gebäude keinerlei Fundament besaß. Es musste ein Neubau her. Das Bauvorhaben viel in die Zeit des großen Streits zwischen Uckerath und Eitorf und war hier sogar ausschlaggebend. Am 2.10.1989 war das neue Gebäude schließlich fertig. Das neue Gemeindezentrum St. Stephanus der damaligen Gemeinde Eitorf/Uckerath wurde mindesten ebenso froh in Besitz genommen wie 1954 das alte.


2.2.5 Die ev. Gemeinde in Uckerath wird selbstständig

Schon 1948 hatten die ersten Uckerather Presbyter den Wunsch nach einer Neuregelung der Grenzen bekundet, was als erster Versuch zur Unabhängigkeit zu sehen ist. Trotzdem herrschte 37 Jahre lang "Frieden". Zum Konflikt kam es erst 1985 aus finanziellen Gründen, da in beiden Gemeinden die Kirche renoviert werden musste bzw. sich noch in der Bauphase befand. Es kam zum Streit und lang angestaute Antipathien entluden sich. Auch Personell hatte dieser Streit Konsequenzen. Es führte soweit, dass 1989 alle Presbyter Uckerath?s ausgenommen des damaligen Pfarrer Stocks zurücktraten. Aufgrund eines ungünstigen Zahlenverhältnis war das Presbyterium trotz einer Stimmenverteilung von 6 Eitorfern und 1 Uckerather weiterhin beschlussfähig. Es folgten Schriftwechsel an alle möglichen Institutionen wie Synode und Landeskirchenamt, aber es zeichnete sich ab, dass nur eine Trennung der Gemeinden wirkungsvoll sein könne. Den ganzen Weg zur Selbstständigkeit aufzuführen würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Nur soviel: Drei Jahre, Hunderte Briefe und Paragraphen später war es soweit: Am 1.11.1992 gab es eine Gemeinde Eitorf und eine Gemeinde Uckerath. Mit der Presbyteriumswahl am 16.2.1992 war die neue Gemeinde Uckerath voll eigenständig und beschlussfähig.


3 Schlussteil

Verhältnis der beiden Gemeinden heute


Vieles hat sich getan in den letzten 400 Jahren zwischen der katholischen Kirche und der protestantischen Kirche. Aus der anfänglichen Feindschaft die oft genug Grund für Krieg und Auseinandersetzungen war wurde ein Zustand des Akzeptierens und Duldens. In den letzen Jahren ist sogar eine vermehrte Annäherung der beiden Konfessionen zu erkennen, die sich in ökumenischen Gottesdiensten und Andachten sowie einer ansteigenden Zusammenarbeit niederschlägt. Sogar der bisher nach Konfessionen getrennte Kirchentag findet ab nächstem Jahr in neuer, ökumenischer Weise statt.

Auch Uckerath bildet hierin keine Ausnahme, sondern ist sogar schon fast überdurchschnittlich was die Zusammenarbeit der beiden Gemeinden angeht.. Eine Maßnahme ist zum Beispiel die Tradition der ökumenischen Passionsandachten. Hierbei finden während der Passionszeit einmal im Monat ökumenische Frühschichten (Begin 6.00 Uhr) für Berufstätige abwechselnd in der katholischen und evangelischen Kirche statt.

Besonders fördernd für das Verstehen und Kennenlernen ist der gegenseitige Besuch während des kirchlichen Unterrichts (Konfirmanden- und Firmunterricht). So lernen etwa die evangelischen Konfirmanden im Gespräch mit Pastor Hülsmann die katholische Kirche besser kennen als durch reinen theoretischen Konfirmandenunterricht.

Eine Unterrichtsstunde vor dem gemeinsamen Besuch schreiben alle Konfirmanden ihre Fragen an Pastor Hülsmann auf Zettel. Dies geschieht, damit sich Pastor Hülsmann auf die Fragen wie "Waren sie schon einmal verliebt?" oder "Gehen sie auf Partys"? vorbereiten kann. Auch die Frage, ob er denn wirklich keine Geliebte habe, gehört zu den "Rennern" unter den gestellten Fragen. Aber gerade solche Fragen kontert er geschickt und mit Witz.

Nach anfänglichem zögern verlieren die Konfirmanden meist schnell die Scheu und fangen an, sich für die Unterschiede der beiden Konfessionen (Weihwasser, Beichtstuhl, Zölibat, u.s.w. zu interessieren.

Aber das sind nicht alle ökumenischen Aktivitäten. Die beiden Gemeinden haben ii den letzten ca. 20 Jahren eine Tradition eingeführt, dass mindestens einmal im Monat eine ökumenische Veranstaltung stattfindet. Das können sein:



Beide betonen jedoch dass dieses Verhältnis nicht von den jeweiligen Kirchen diktiert wurde, sonder in Freundschaft gewachsen sei. Es gebe durchaus Gemeinden in denen es anders aussehe, da, wenn man sich an die Vorschriften der Kirchen halte, Ökumene nicht immer so praktiziert werden könne, wie es z.B. in Uckerath der Fall ist.

Immer noch gibt es Probleme mit sogenannten "Mischehen" zwischen evangelischen und katholischen, und sogar in Uckerath ist es schon in nicht all zu ferner Vergangenheit passiert dass der katholische Ehepartner das Haupttor der katholischen Kirche bei der Hochzeit benutzen durfte und der evangelische Ehepartner durch einen Hintereingang kommen musste.

Die christlichen Kirchen haben im Gegensatz zu den Frühzeiten keine "Gegner" mehr von außen, wie damals die Christenverfolgung in Rom. Der einzige, der im Moment die christliche Kirche bedroht sind die Kirchen selber, da sie immer noch, nach 400 Jahren, nicht dazu gefunden haben sich geschlossen darum zu bemühen die Jugend für sich zu gewinnen. Zu beachten ist, dass ich damit die einzelnen Konfessionen meine, nicht aber einzelne Gemeinden wie eben Uckerath, die sich durchaus schon einmal über bestimmte Regeln hinweg setzen müssen (Stichwort ökumenisches Abendmahl) um ihre eigene Ökumene zu betreiben.

Es gibt also durchaus noch Probleme; es sind aber auch Lichtblicke abzusehen. Eines der neuesten Projekte das angegangen werden soll ist eine ökumenische Jugendarbeit in Uckerath mit offenen Treffs, Disco u.s.w.

Schließen möchte ich meine Arbeit mit zwei Zitaten die, wie ich finde, gut die momentane Situation und den Weg den die beiden Gemeinden, oder sogar die beiden Kirchen, gehen sollten und vielleicht auch werden wiederspiegeln.

Das erste stammt von Otto Wolf und spiegelt wieder, wie wichtig Jugend für die Kirche ist. Denn ohne Nachwuchs verlaufen selbst die besten Ökumeneversuche im Sand.

"Von großer Bedeutung für das christliche Leben wird auch sein, ob sich genügend junge Frauen und Männer bereit finden, zusammen mit den Älteren die Nachfolge Jesu in der Gemeinde vorzuleben.

Das zweite Zitat stammt von Werner Peldszus, Kirchmeister und Presbyter in der evangelischen Gemeinde Uckerath. Es verdeutlicht auch, dass sich schon viel verbessert hat und es durchaus Lichtblicke gibt. Die ehemaligen Schwierigkeiten aus den Zeiten der Reformation scheinen vergessen:

"Diese Zeit (Reformation/Gegenreformation) war mit Sicherheit nicht die glücklichste im Zusammenleben beider christlicher Konfessionen. Wir sind alle froh, dass im Zeitalter der Ökumene der Boden für ein besseres gegenseitiges Verständnis durch aktiveres Aufeinanderzugehen und ein höheres Maß an Toleranz bereitet wurde."


4. Quellenangaben


  1. Müller, Aegidius - Siegburg und der Siegkreis. Seine Sagen und seine Geschichte von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, Siegburg 1858, Seite 145

  2. P. Bockmühl, Berichte zum Zustand der Pfarrkirchen im bergischen Lande. Seite 146

  3. Wilh. Fabricius: "Erläuterung zum geschichtl. Atlas der Rheinprovinz", Band V/1 (Bonn 1909), Erzdiözese Köln, Seite 208

  4. Johann Arnold von Recklinghausen: Reformationsgeschichte...2. Teil, Elberfeld 1818, Seite 529

  5. Rosenkranz, Albert, Die reformierten bergischen Synoden während des jülisch-klevischen Erbfolgestreits, Band I (1611-1648)

  6. 100 Jahre Evangelische Gemeinde Eitorf - 17.11.1857-17.11.1957 Seite 4

  7. Helmut Fischer, Johannes Buchholz, Uckerath 1131-1981

  8. Abschriften aus dem "Protokollbuch der Pfarrgemeinde Eitorf

  9. Abschrift des Augenzeugenberichtes Familie Kloß

  10. Uckerath - Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart

  11. Codex Diplomaticus Rheno - Mosellanus

  12. Brief Monika Rekowski "Ökumenische Situation in Uckerath"

  13. Diverse Fotoalben der Geimeinde

  14. Kölner Stadtanzeiger 16.09.1954

  15. Rundschau 05.10.1954

  16. Generalanzeiger 05.10.1954


  1. Werner Peldszus (Kirchmeister ev. Gem. Uckerath)

  2. Otto Wolf (Ev. Gem. Uckerath)

  3. Monika Rekowski (Pfarrerin ev. Gem. Uckerath)

  4. Peter Dreeßen (Webmaster www.Uckerath.de)

  5. Axel Küster (Diakon ev. Gem. Uckerath)

  6. Versch. Gemeindemitglieder der kath. Gemeinde (nach dem Gottesdienst)

  7. Michael Hülsmann (Pastor kath. Gem. Uckerath)


  1. www.uckerath.de

  2. www.hbz-nrw.de


Fussnoten (nur im Originalschriftstück)


  1. Sozusagen die Groß- und Urgroßmutter der evangelischen Gemeinde Uckerath

  2. Zu Oberpleis gehörte Uckerath im 10. Jahrhundert

  3. Heute ist Uckerath ein Stadtteil von Hennef

  4. Von hier aus scheint Uckerath besiedelt worden zu sein

  5. Von dem dortigem Kloster ging die Gegenreformation Uckerath?s aus

  6. Zitat aus der Festschrift zum 850 jährigen bestehen Uckerath?s

  7. Es ist nicht geklärt ob der Wellesberg oder Wellesberg als Ort gemeint ist, was geographisch aber keine Rolle spielt

  8. Die Zeit von 1000 bis 1300 bezeichnet man als die zweite große Rodungsperiode im Mittelalter

  9. Die Quellen wiedersprechen sich hier heftig: Die einen sagen dass Pfarrer Krupp 1617 gestorben sei, andere berichten dass er noch 1624 protestantisch gepredigt habe.

  10. Herr Kloß, Herr Pawlick, Herr Bechmann und Herr Simon.

  11. Dieser Wunsch sollte sich erst 43 Jahre später erfüllen.

  12. Zitat aus dem Schreiben der Pfarrerin Monika Rekowski an mich zur Situation der Ökumene in unserer Gemeinde